Wie in jedem goldenen Oktober ist es bei uns ländlichen Traditionspflege, sich dem Kohl zu widmen, der fürwahr ein ganz besonderes Kraut gedeihen lässt.
So sind unzählige Weißkrautköpfe ökologischen Landbaus vom Bergkreishof in Erfurt-Ermstedt akquiriert und nach traditioneller Weise verarbeitet worden, um ein Naturprodukt zuzubereiten, das typisch für die deutsche Küche ist und weltweit einen einzigartigen Ruf genießt. Doch das ist nicht die ganze Geschichte der zünftigen Sauerkraut-Zubereitung. Denn erst einige Wochen der natürlichen Milchsäuregärung veredeln eingelegtes Weißkohl in ein ausgesprochen vitaminreiches Kraut, dessen Zubereitung seit mehr als 750 Jahren verbürgt ist.
Dabei ist es reine Geschmackssache, wie das Kohlgemüse seine Anhänger findet. Sicher ist, es hat in unserer Gegend
eine Liebhaber-Gemeinde, die im kommenden Winter nahezu 1.200kg des besonderen Krautes verzehren wird. Diese beachtliche Menge wurde nun im Dachwiger Museum traditionell verarbeitet und in praktischen 3-Liter-Behältnissen verkauft. Ein Unterfangen, dass inzwischen großen Seltenheitswert besitzt und dessen Tradition immer mehr verloren geht.
Eingeladen hatte die Frauen und Männer des hiesigen Heimat- und Museumsverein, der ab 9 Uhr zur Tat schritt und die körperliche aufwändige Kohl-Verarbeitung startete. Es galt, aus 1,2 Tonnen runden Rohstoff durch Hobeln und Stampfen, Würzen und Einlegen, in ein dauerhaftes Naturprodukt zu verwandeln und zu Topfe zu bringen. Zeitgleich sorgten emsige Frauen für die Versorgung mit den Speisen und Getränken, die für einen kühlen Herbsttag nötig waren. Auch dank einiger Kirmesburschen aus Dachwig wurde nach mehr als vierstündigem mühsamen körperlichen Einsatz die Mission „Sauerkraut-Zubereitung“ für beendet erklärt. Zeitgleich begann der Verkauf der frischen Ware, die über den Tag verteilt Stammkundschaft aus nah und fern anzog.
Der frühe Nachmittag bescherte den anwesenden Akteuren und Zaungästen eine Würdigung der ganz besonderen Art. Grund war das 25jährige Bestehen des Dachwiger Heimat- und Museumsvereins, der das gesellige Leben des Dorfes bereichert und die Kultur des Erinnerns und der Pflege der ländlichen Tradition und Geschichte am Leben erhält.
Dank einer großzügigen Zuwendung der Thüringer Ehrenamtsstiftung aus dem Landratsamt Gotha wurden vier langjährige Vereinsmitglieder für ihre unermüdliche gesellschaftliche Arbeit feierlich ausgezeichnet. Eine mit viel Liebe und nach Originalmaßgabe von der Landfrauen-Kreativgruppe - unter Leitung von Vera Stiller - gestaltete Erntekrone bildete eine zünftigen Hintergrund für die öffentliche Würdigung von Christina Lütz, Gerd Petraschek (in Abwesenheit), Wolfgang Gebhardt und Matthias Benitsch. Sie alle gehören zu den unermüdlichen Akteuren, die weder Zeit, Kosten noch Mühen scheuen, den Menschen vor Ort einen eindrücklichen Dienst zu erweisen und die Geschäfte des Dorfmuseums am Leben erhalten!
Während das Sauerkraut im Akkord über die Hof-Theke ging, begannen am Nachmittag die Aufräumarbeiten nach körperlich anstrengenden Stunden. Alle Akteure und Gelegenheitsbesucher ließen sich Kuchen, Grillgut und flüssige Genussmittel schmecken. So klang ein arbeitsintensiver wie geselliger Tag aus, der Seinesgleichen sucht und einen alten Brauch zu Bewusstsein führt, dessen Zukunft immer ungewisser wird. Von der uneigennützigen Mithilfe örtlicher Akteure wird es mithin abhängen, ob das Dachwiger Sauerkrautfest eine Zukunft hat!
Den rastlosen Gestaltern des Heimat- und Museumsvereins waren die körperlichen Strapazen der Sauerkraut-Zubereitung anzusehen – es bleibt die Ungewissheit, ob allen Akteuren ein derartiges Unterfangen künftig noch zugemutet werden kann.
Ein ausdrücklicher Dank, neben den namentlich genannten Personen – gilt den Akteuren des Heimat- und Museumsvereins sowie allen fleißigen Mitwirkenden, die sich freiwillig engagiert haben, um zu einem und zu einem gelungen Herbstfest beizutragen!